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Beschreibung der Brunnen von Külsheim
Külsheim ist als Brunnenstadt bekannt. Brunnen dienten früher ausschließlich der Wasserversorgung. Trotz dieses rein praktischen Zweckes entwickelte man besondere Typen der Brunnenfassung, die ästhetisch, künstlerisch und ikonegraphisch ausgedeutet wurden. Häufig wurden Brunnengemeinschaften gebildet und der Brunnenmeister musste für den Brunnen sorgen. So durften z.B. in Franken Wöchnerinnen wegen vermeintlicher Unreinheit nicht an den Brunnen. Brunnen dienten neben kulturellen Bedürfnissen auch religiösen Bräuchen.
Anders als auf dem Lande, wo der reine Nutzen die Gestaltung prägte, wurden städtische Brunnen ganz besonders gestaltet. Das klare Wasser wurde zum Trinken und Kochen verwendet, das abfließende Wasser, meist in einem separaten Trog gesammelt, diente dem Vieh zum Tränken. Besonders Brunnen mit Quellwasser sind von Sagen umrankt. Aus dem Brunnen holt die Ammfrau mit ihrem "Köfferle" die kleinen Kinder. Gelegentlich sollen auch Fabelwesen im Brunnen wohnen. Mancher Quelle wird Heilkraft zugewiesen. Die traditionelle Verehrung der Quelle und des Brunnens als Spenderin der unentbehrlichen Lebensnotdurft klingt hier an.
1. Der Kapellenbrunnen / Dreischalenbrunnen
Der schönste Brunnen ist der Kapellenbrunnen bei der Katharinenkapelle. Wann derselbe errichtet wurde, ist nicht genau nachzuweisen; er dürfte jedoch aus dem XIV. Jahrhundert stammen. Früher stand der Brunnen direkt neben der Kapelle. Im Jahre 1865 wurden durch einen Brand viele Häuser in der Umgebung der Kapelle zerstört. Dann wurde der Brunnen im Jahre 1868 an den durch die Brandkatastrophe frei gewordenen Platz verlegt. Im Zuge der Stadtsanierung in Külsheim wurde der Brunnen 1989 an den ursprünglichen Platz zurückversetzt.
Der Kapellenbrunnen wird von der etwa 50 m entfernt liegenden Brunnenstube des Löchleinsbrunnen mit Wasser gespeist. Der Kapellenbrunnen ist ein Dreischalenbrunnen. Sein klares Wasser springt ca. 1 m hoch, fällt in ein zinnernes rundes Säulenbecken, von hier verteilt sich das Wasser durch sechs Röhrenöffnungen in das 2. Abstufungsbecken aus Stein, acht Röhren lassen das Wasser von hier in das untere große Becken, Schüssel genannt, sprudeln. Dieser Behälter hat einen Durchmesser von 2,32 m und ist aus einem Stein gefertigt. Der Brunnen steht erhöht, und es führen drei herumlaufende Stufen empor.
Das Bild des Brunnens wurde unter Bürgermeister Dr. Väth im Jahre 1836 in das Stadtsiegel aufgenommen. Auch im heutigen Stadtsiegel ist dieser Brunnen enthalten.
2. Der Rathausbrunnen
Der Rathausbrunnen ist der größte Brunnen in der Stadt Külsheim. Das Brunnenbassin fasst 163 hl Wasser. In der Mitte des Bassins ist der steinerne Brunnenstock, aus welchem vier Röhren entspringen aus dem Munde vier ausgehauener Köpfe. Der Brunnen wurde im Jahre 1573 unter Amtmann Erstenberger errichtet. Diese Jahreszahl ist in den Brunnenstock eingehauen, sowie das alte Külsheimer Stadtwappen, das Mainzer Rad, und jenes des damaligen hiesigen Amtmanns Johann Erstenberger, unter dessen Leitung der Brunnen entstanden ist.
Dabei steht die Inschrift: ALEIN GOT DI ER (d.h. Allein Gott die Ehre). Oben auf dem Brunnenstock sitzt ein Löwe und hält das ausgehauene Wappenschild des damals regierenden Kurfürsten von Mainz, Daniel von Brendel. Der viereckige kleine Trog wurde im Jahre 1604 gefertigt. Der Rathausbrunnen wird von der Brunnenstube des Löchleinsbrunnen, die etwa 125 m entfernt ist, mit Wasser versorgt.
3. Der Weedbrunnen
Der Weedbrunnen wurde unter der Regierung des Kurfürsten Adolf von Nassau in den Jahren 1462-1475 errichtet. Vier Röhren entspringen aus einer runden Säule und ergießen ihr Wasser in ein rundes Becken. Auf der runden Säule dieses Brunnens steht auf dem Wappen-Postament Adolf von Nassau, - der hl. Johannes der Täufer mit einer Fahne in der Hand auf welcher die Worte: Ecce agnus dei (Seht das Lamm Gottes) stehen.
Hinter dem Brunnen befand sich früher ein kleiner Teich, der vom Abwasser des Brunnens gefüllt wurde. Darin wurden die Schafe vor der Schur gebadet. Der Brunnen wurde vor etwa zehn Jahren um einige Meter zurückversetzt, um den Verkehr nicht zu behindern. Im Zuge der Stadtsanierung wurde der frühere Bachlauf wieder freigelegt.
4. Der Badbrunnen
Der Badbrunnen entspringt am Fuße des Kalvarienberges und hat ein Bassin von 5,40 m im Quadrat. Schon bei mancher Feuersbrunst wurde das darin gespeicherte Wasser als Löschwasser verwendet. Das nebenstehende Haus wurde früher von Land- und Centchirurgen als Badehaus benutzt, wozu das Wasser vom Badbrunnen eingeleitet wurde. Der Badbrunnen dürfte einer der ältesten Brunnen von Külsheim sein.
5. Der obere Torbrunnen
Dieser Brunnen liegt direkt vor dem östlichen Tor der früheren Stadtmauer.Die Quelle liegt ca. 50 m entfernt in einem Garten. Diese Brunnenstube war früher überbaut und als Bad eingerichtet. Diese Brunnenstube wird Römerbadbrunnen genannt, weil die Art der früher bestehenden Badekabine auf römischen Ursprung schließen lässt. Ob diese Annahme richtig ist, konnte noch nicht erforscht werden.
6. Der Römerbadbrunnen oder das Antoniusbrünnlein
Das Antoniusbrünnlein wurde in der Nachkriegszeit errichtet und trägt die Statue des hl. Antonius. Dieser Brunnen wird von der Römerbadquelle aus gespeist. Im Zuge des Ausbaus der Altstadtumfahrung 1998/1999 wurde der Brunnen versetzt und in einer neuen Anlage integriert.
7. Der untere Torbrunnen
Dieser Brunnen liegt direkt am westlichen Ausgangstor der früheren Stadtmauer. Bis zum Jahre 1842 wurde dieser Brunnen aus der Seewiesenquelle gespeist, dann aus der Brunnenstube des Edelsbrunnen. Im Jahre 1949 wurde dieser Brunnen neu erstellt. Auf dem Brunnenstock ist die Figur eines Wächters mit Hellebarde und Laterne und Hündchen, als Erinnerung an den früheren Torwächter.
Im Zuge des Ausbau der Hauptstraße und der Altstadtumfahrung im Rahmen der Stadtsanierung musste der Brunnen entfernt werden. Bei weiterem Baufortschritt wird er jedoch in den nächsten Jahren an einem neuen Platz aufgestellt.
8. Der Edelsbrunnen
Dieser Brunnen wird im Volksmund auch "Eselsbrunnen" genannt; er ist sehr niedrig, da die Quelle ganz in der Nähe liegt. Von dieser Brunnenstube wird auch der Weedbrunnen und untere Torbrunnen mit Wasser gespeist.
9. Der Löchleinsbrunnen
Dieser Brunnen liegt ganz in der Nähe des Dreischalenbrunnens. Die Quelle, welche aus dem Fuße des Gänsberges entspringt, ist die wasserreichste von allen Quellen. Eine Messung im Jahre 1887 ergab 5,2 Liter in der Sekunde. Von dieser Quelle werden auch der Dreischalenbrunnen und der Rathausbrunnen mit Wasser versorgt. Die Brunnenanlage war früher bedeutend größer. In den Nachkriegsjahren erhielt er seine heutige Form.
10. Der Boxhagelbrunnen
Im Jahre 1888 wurde dieser Brunnen zur Wasserversorgung des unteren Ortsteils errichtet. Er hat eine eigene Quellfassung in der Nähe des Badbrunnens. Leider wurde die gefasste Wasserader bei den Grabarbeiten zur Ortskanalisation beschädigt und ist in Felsspalten abgesickert, wo sie wegen der Gebäude nicht mehr gefasst werden konnte.
11. Der Gießbachbrunnen
Dieser Brunnen liegt am unteren Teil der Bergstraße und wurde im Jahre 1881 errichtet. Er wird vom Obertorbrunnen mit Wasser gespeist. Im Volksmund wird er auch „Güßgrabenbrunnen“ genannt.
12. Der Brunnen gegenüber dem Gasthof "Zur Linde" (Lindenwirtsbrunnen)
Dieser Brunnen wurde im Zuge der Altstadtumfahrung 1995/1996 neu gestaltet.
13. Der Narrenbrunnen am Kirchberg
Dieser Brunnen sowie die komplette Anlage wurden im Rahmen der Stadtsanierung im Jahre 2005 neu gestaltet. Das Kernstück zeigt den Besen, den Eimer und die Narrenkappe der „Külsheimer Brunnenputzer“
14. Der Brunnen an der Bronnbacher Straße
Er liegt am Stadteingang (nördlich) von Bronnbach her an der Bronnbacher Straße. Wann dieser errichtet wurde ist nicht bekannt. Der Brunnen erhält sein Wasser aus der Reutenbüschelquelle.
15. Moretbrunnen am Ende der verkehrsberuhigten Hauptstraße
Dieser Brunnen, der ein Mühlwerk darstellt, wurde anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft mit der französischen Stadt Moret-sur-Loing neu geschaffen. Im Rahmen der Feierlichkeiten "700 Jahre Stadtrecht" im Jahre 1992 wurde der Brunnen eingeweiht. Der weiße Stein (Kalkstein), der das Mühlrad symbolisiert, stammt aus der Partnerstadt Moret-sur-Loing.
16. Brunnen an der Kreuzung Rathausstraße / Boxtalstraße
Dieser Brunnen wurde von den Anliegern im Rahmen der Stadtsanierung 1995 gestiftet.
17. Spitalbrunnen am Ende des Gießbaches
Dieser Brunnen wurde im Rahmen des Ausbaus des Gießbaches 1997 an diesen Platz gesetzt. Es ist eine runde Brunnenschale, die ursprünglich auf der Höhe des "Gänsberges" (jetzt Bergstraße) stand.
18. Wilhelm-Grimm-Brunnen am Sportgelände
Dieser Brunnen wird zum Gedenken an den Gründervorsitzenden des FC Külsheim 1932 e.V. im Jahre 1982 am Sportgelände des FC Külsheim errichtet.