Im 75. Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gedenken wir der Vergangenheit anders: Rückblickend haben viele Gedenkfeiern aufgrund der CoronaPandemie nicht oder nur im Kleinen stattgefunden.

Das Kriegsende im Mai 1945 war jedoch für uns Deutsche und in Europa vor allem ein Tag der Hoffnung auf Frieden. Der Volkstrauertag lenkt aber, auch nach 75 Jahren, den Blick auf die vielen Opfer und die harten Entbehrungen des Krieges. In Europa haben wir nach 1945 zu einem friedlichen Miteinander zusammengefunden. Doch ein Blick auf die derzeitige Lage in der EU und in der Welt zeigen, wie fragil innerer und äußerer Frieden ist. Diesen Frieden gilt es jeden Tag aufs Neue zu festigen. Ein weiterer Jahrestag prägt das Jahr 2020 in Külsheim: Die Deportation der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger jährt sich zum 80. Mal. Ihre Schicksale bleiben unvergessen, auch angesichts der vielen Schutzsuchenden, die sich aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen auf den gefährlichen Weg nach Europa machen. Doch aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie werden Landesgrenzen geschlossen und der Krisenzustand wird von Einzelnen genutzt, ihre Macht zu sichern und demokratische Grundlagen auszuhebeln. Lassen wir dies nicht zu - auch nicht die Verbreitung von populistisch geführten Hassreden und Diskriminierungen im weltweiten digitalen Raum! Innerer und äußerer Frieden wird getragen und gefördert vor allem durch gegenseitige Akzeptanz, Respekt und Vertrauen. Dies scheint 75 Jahre nach Kriegsende und in Zeiten von Corona sehr notwendig. Wir können den Volkstrauertag nicht feiern wir gewohnt. In unseren Kirchen wird deshalb für Frieden und Freiheit gebetet werden. An den Ehrenmalen der Stadt werden Kränze niedergelegt, sodass Sie im Stillen der Opfer aus Kriegen und Gewaltherrschaft gedenken können.

Thomas Schreglmann

Bürgermeister